Wir lernen nicht für die Schule, sondern fürs Leben

Diesen Satz hört man von der Grundschule bis zu den Abschlussprüfungen. Seine Bedeutung versteht man häufig erst nach der Schulzeit. Wer seinen Wunschausbildungsplatz bekommen oder an einer renommierten Universität studieren möchte, braucht gute Noten. Auch beim Berufseinstieg sind Zeugnisse wichtig.

Trotzdem wird unser Schul- und Notensystem immer wieder in Frage gestellt. Ausführlichere Leistungsbeurteilungen und eine Gesamtschule für alle werden dann propagiert, auch bei uns in Baden-Württemberg. Über flexiblere Beurteilungsmethoden kann und muss man reden. Die Eine kann super präsentieren, der Andere schreibt am liebsten Klausuren und wieder andere wünschen sich mehr Haus- oder Projektarbeiten. Hier muss die Schule ein breiteres Angebot liefern, damit sie den unterschiedlichen Begabungen von Schülerinnen und Schülern endlich gerecht wird!

Das Gleiche gilt für unser Schulsystem. Möchte man möglichst Vielen gerecht werden, braucht es mehrere Schularten mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Du bist praktisch veranlagt? Dann findest du auf einer (Werk)Realschule dein zu Hause. Studieren geht über probieren? Ab aufs Gymnasium. Gerade in sehr jungen Jahren fällt diese Entscheidung schwer. Gut, dass es dafür Profis gibt. Grundschullehrerinnen und -lehrer haben ihre Schützlinge häufig vier Jahre lang begleitet und wissen daher genau, wo deren Stärken und Schwächen liegen. Das bringen sie mit der Grundschulempfehlung zum Ausdruck. Leider hat diese in den letzten Jahren an Bedeutung verloren. Das müssen wir dringend wieder ändern!

Im Leben kommt es oft anders als geplant. Daher ist es wichtig Möglichkeiten für einen reibungslosen Wechsel zwischen den Schularten zu ermöglichen, damit Schule oder später Ausbildung und Studium keine Einbahnstraßen bleiben, sondern Vorfahrtsstraßen für deinen Bildungsweg werden. Denn wir sind alle spannende Menschen mit unterschiedlichen Begabungen und können nicht über einen Kamm geschoren werden. Das muss auch für die Bildungspolitik gelten!

Noten und ein flexibles Schulsystem haben also ihre Daseinsberechtigung. Aber warum müssen wir uns gerade in der Schule durch Fächer quälen, wenn sie uns gar nicht interessieren?
Ganz einfach, weil andere genau die Fächer interessieren, mit denen wir überhaupt nichts anfangen können. Auch hier geht es wieder darum ein möglichst breites Angebot zu bieten, damit sich alle das herausnehmen können, was ihnen gefällt. Davon abgesehen erhält man damit ein möglichst breit gefächertes Grundwissen. Wenn man mit dem Satz des Pythagoras nichts mehr anfangen kann, hilft einem immerhin die Gedichtsinterpretation im Leben weiter.

Richtig gelesen! Wie dich die Gedichstinterpretation weiterbringt? Sie lehrt dich eine ganz wichtige Eigenschaft, nämlich die Methode zwischen den Zeilen zu lesen, die wahre Bedeutung hinter einem Text zu verstehen. Und genau darum geht es in der Schule, um Methodenkompetenz. In jedem Fach bzw. in jeder wissenschaftlichen Disziplin lernt man andere Möglichkeiten zur Lösung verschiedenster Probleme kennen. Es geht darum möglichst viele Denk- und Sichtweisen kennenzulernen und diese anwenden zu können, egal ob Karrikaturanalyse, Textaufgabe oder handwerkliche Projektarbeit. Was hier noch fehlt? Ganz klar die digitale Methodenkompetenz für alle! Dabei geht es nicht nur um die souveräne Nutzung von mobilen Endgeräten, sondern auch um das Verständnis, wie die digitale Welt funktioniert und welche Chancen und Risiken hier warten.

Wir waren in Baden-Württemberg einmal Vorreiter in der Bildungspolitik.
Da müssen wir wieder hin! Ländle der Dichter und Denker 2.0 – das ist unsere Mission.

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Max Kristmann

Landesvorsitzender Junge Liberale Baden-Württemberg

Masterstudent Economic and Business Analytics

Jahrgang
1998
Und sonst so?
Max hätte sehr gerne ein Minischwein als Haustier.
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